Style im Hip-Hop – wie Rap-Musik weltweit Mode und Luxus verändert hat

Rap und coole Mode gehören zusammen? Bling-Bling lässt sich heutzutage aus dem Hip-Hop einfach nicht mehr wegdenken? Das würden viele wohl sofort unterschreiben. Lasst uns mal schauen, wie es dazu gekommen ist, dass Rap-Musik, Mode und Luxus zu einer festen Einheit wurden. Wie kann es sein, dass eine Musik, die lange Zeit gegen Unterdrückung kämpfte, mittlerweile so oft in der Luxusindustrie auftaucht?

Die Anfänge der Rap-Musik in den Vereinigten Staaten sind natürlich durch die afro-amerikanische Straßenkultur gekennzeichnet. Als die Musikrichtung in den 1970ern und 1980ern immer populärer wurde, gewann auch der gesamte Street-Style der Vertreter an Bedeutung. Die Musiker und Fans wollten ihr gesamtes Lebensgefühl mit der Musik ausdrücken und die Kleidung spielte dabei eine besondere Rolle.

Style-Einflüsse in und aus der frühen Rap-Musik

Eher zufällig wurde die deutsche Marke Adidas zu einer der Lieblinge in der frühen Hip-Hop-Community. Das lag vor allem daran, dass die Gruppe RUN DMC nicht nur bei ihren Outfits auf die drei Streifen setzte, sondern auch noch einen eigenen Song auf die Marke herausbrachte. Die frühen Fotos von den drei Jungs der Gruppe sehen bis heute wie eine Werbekampagne für Adidas aus. Das Feiern der Sportmarke war anfangs aber wirklich blinde Begeisterung und keine Marketing-Aktion. Bei einem Konzert hielten die Rapper sogar ihre Schuhe in die Höhe. Da zufällig ein Adidas-Mitarbeiter unter den rund 40.000 Fans war, kooperierten die Gruppe und die Marke dann enger.

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Neben den Adidas-Sneakern und coolen Basecaps steht ein weiteres Kleidungsstück für die frühe Hip-hop-Kultur: die Baggy-Pants. Die tief hängende Hose, meist Jeans, kam spätestens in den 1990ern richtig in Mode. Zu der Zeit hatte Rap-Musik längst das Ghetto verlassen und weltweit schichtübergreifend Fans angezogen – im wahrsten Sinne des Wortes. Mehr und mehr lässige Kids und Jugendliche ließen jetzt ihre Hosen unterm Hintern hängen, wenn sie das Haus verließen. Zwei junge Rapper trieben das Ganze sogar noch auf die Spitze. Die Hip-Hop-Combo Kris Kross trug nicht nur baggy, sondern auch ganze Outfits falsch herum – Baggy-Pants, Shirts und Jacken wirklich mit der Rückseite vorne.

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Der Kris Kross-Style setzte sich zwar nicht langfristig durch. Ebenso wenig das Tragen von überdimensionalen Wanduhren an Schmuckketten um den Hals (!), das die sozialkritische Rap-Gruppe Public Enemy schon ein paar Jahre zuvor vorgemacht hatte. Sneaker und Baggy-Pants hingegen starteten aus dem Hip-Hop-Kontext heraus einen globalen Siegeszug. Der Style löste sich dabei schnell von der einen Musik-Richtung. Nachdem beispielsweise auch Skateboarder und Snowboarder Teile davon übernahmen, kann man heutzutage bekanntlich sogar bei Klassik-Konzerten manche Gäste in Sakko, Jeans und Turnschuhen bestaunen. Rap hat es möglich gemacht!

Ich habe ein paar Meilensteine der Rap-Mode-Geschichte zusammengefasst – es gibt noch viele weitere, aber es soll nur ein grober Überblick sein. In den meisten Liedern geht es – Überraschung – um schöne Frauen, die sich cool und sexy bewegen oder stylisch und edel kleiden.

Rap-Mode-Zeittafel 1980er bis zum Jahr 2000

  • 1986: „My Adidas“ (Run-DMC)
    Die legendären RUN DMC besingen in diesem Track ihren Lieblingsschuh.
  • 1987: „Them Jeans“ (Grandmaster Flash)
    Rap-Pionier Grandmaster Flash feiert schöne Frauen in stylischen Jeans und nennt Marken wie Levis und Calvin Klein.
  • 1990: „Around the Way Girl“ (LL Cool J)
    Frauenschwarm LL rappt hier ebenfalls über schöne Ladys mit Style, die Fendi-Taschen tragen.
  • 1991: „Jump“ (Kris Kross)
    Kris Kross treiben den Baggy-Style mit umgedrehten Klamotten kurzzeitig auf die Spitze.
  • 1996: „Hypnotize“ (Notorious B.I.G.)
    Hier rappt Biggie nicht ganz so charmant über seine Girls in DKNY, Versace und Moschino.
  • 2000: „Whatever“ (Cam’ron)
    Cam’ron prahlt hier „I’m Viv Westwood, Karl Lagerfeld, Salvatore Ferregamo, John Galiano“.
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Während die Jungs von RUN DMC noch mit ihren Sportschuhen beschäftigt und glücklich waren, wurde im Laufe der Zeit die Mode in Rap-Songs immer sex-bezogener und hochpreisiger. Modischer Style war noch kein Selbstzweck, sondern wurde meistens mit schönen Frauen in Verbindung gebracht. Zum totalen Fashion- und Luxus-Hype kam es dann im neuen Jahrtausend. Seid also gespannt auf den nächsten Teil dieser Reihe über die neuen Rap-Fashionistas!

Literatur

J. Miller (2011): Fashion and Music. Berg Publishers
B. Garci (2013): Where’d You Get Those? New York City’s Sneaker Culture: 1960-1987. Testify Books
E. Semmelhack (2015): Out of the Box: The Rise of Sneaker Culture. Rizzoli International Publication

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