Ich bin beruflich viel unterwegs und reise ohnehin total gerne. Ich habe in den letzten Jahren so ziemlich alles mitgemacht: Airbnb-Zimmer mit defekter Heizung, Ferienhäuschen mit Badezimmerausblick auf die Schafwiese, aber auch so manches Luxushotel im In- und Ausland. Wohlfühlen hatte dabei nicht immer etwas mit dem Preis zu tun. Was macht einen Aufenthalt wirklich schön und angenehm?
Ich gebe zu: In der Luxus-Suite mit getrenntem Schlaf- und Wohnzimmer, vielleicht sogar mit eigener Sauna und Whirlpool, lässt es sich gut leben. Wenn ich es ab und zu in Hotels mit 4 Sternen Superior oder 5 Sternen schaffe, dann sind die Chancen gut, dass dort der allgemeine Standard hoch und das Wohnambiente stimmig ist. Gleichzeitig steigen spätestes bei der Fahrt vor das Hotel die Ansprüche. Gerade bei absoluten Luxushotels erwarte ich das perfekte Erlebnis – und das wiederum ist selbst in den teuersten Häusern nicht garantiert.
Enttäuschung vorprogrammiert? Luxushotels mit überdurchschnittlicher Fallhöhe
In exklusiven Häusern gibt es externe und interne Besonderheiten. Von außen sind das natürlich vor allem die Gäste – und auf die hat ein Hotelier nur bedingten Einfluss. Manchmal nerven mich schon in der Lobby die Schönreichen, die denken, Geld könnte gute Manieren ersetzen. Wenn das auch noch auf die Rezeptionisten abfärbt, ist das besonders ärgerlich. Man kann wohlhabend beziehungsweise anspruchsvoll – und trotzdem freundlich und höflich sein. Guter Stil hat erst einmal nichts mit dem Kontostand zu tun, oder?
Andere Faktoren, die leicht dazu führen, dass die von Natur aus hohen Erwartungen enttäuscht werden, haben Luxushoteliers selbst in den Händen. Ein sehr gutes Haus sollte zum Beispiel wirklich allen Gästen ein exquisites Reiseerlebnis ermöglichen. Gar nicht nachvollziehen kann ich es, dass einige hochpreisige Hotels noch immer Mini-Sparzimmer oder Doppelzimmer mit nur 1,40 Meter breitem Kingsize-Bett als Doppelbett anbieten. In meinen Augen passt das einfach nicht ins Bild. Und wenn man dann noch aus Versehen in so einem Zimmer landet, ist das doppelt ärgerlich.
In den vergangenen Jahren habe ich einige Erfahrungswerte gesammelt, was einen Wohlfühlaufenthalt wirklich ausmacht. Generell muss natürlich jedes Haus darauf achten, der eigenen Preiskategorie und Klassifizierung gerecht zu werden. Doch egal, ob ich jetzt ein 3- oder 5-Sterne-Hotel führe, diese Punkte können alle Hotelbetreiber umsetzen.
Wohlfühlen unbezahlbar? Meine Top 6-Empfehlungen für gehobene Gastlichkeit
1. Komplette Transparenz
Mir ist es wichtig, dass ich schon beim Buchen weiß, worauf ich mich einlasse und was ich erwarten kann. Natürlich möchten Hoteliers ihr Angebot für das Marketing ansprechend formulieren. Trotzdem sollte nicht mit – fachsprachlich verwirrenden oder schlichtweg irreführenden – Begrifflichkeiten irgendetwas schöngeschrieben werden. Liegt mein Zimmer mit dem Fenster zur Straßenseite? Wie groß ist mein Bett genau? Hat genau das Zimmer einen Balkon? Das und mehr möchte ich vorab erfahren. Und bitte nicht mehr: „Zimmer dieser Kategorie sind teilweise…“ – das hilft mir wirklich nicht.
2. Persönliche Ansprache
Die meisten Menschen mögen es, persönlich angesprochen zu werden. Wenn ich einchecke, sehen die Hotelmitarbeiter meinen Namen und können ihn gerne verwenden. In guten Hotels wissen sie ihn noch einen Tag später oder wiederholen ihn zumindest, sobald ich mit ihnen spreche und sie in ihre Unterlagen oder in den PC schauen. In richtig guten Hotels weiß das Restaurantpersonal am zweiten Abend auch noch, was am Vortag passiert ist – zum Beispiel in Bezug auf die Weinwahl oder Allergien.
3. Kleine Aufmerksamkeiten
Eine Süßigkeit auf dem Kissen hat sich mittlerweile in vielen Hotels durchgesetzt. Die funktioniert fast immer – denn Zucker macht uns (leider) irgendwie zufriedener. Noch schöner finde ich es, wenn etwas frisches Obst oder eine Aufmerksamkeiten mit regionalem Bezug vorzufinden ist. Wenn man länger im Hotel wohnt, darf das ruhig wiederholt werden. Ich möchte mich schließlich jeden Tag an Kleinigkeiten erfreuen. Das muss und soll auch nicht teuer sein. Es geht nur darum, als Gast wahrgenommen und gastfreundlich behandelt zu werden.
4. Schöne Überraschungen
Die oben erwähnte Transparenz soll nicht heißen, dass ich mich nicht gerne auf Reisen überraschen lasse. Das kann wieder eine kleine Freude auf dem Zimmer sein. In edlen Hotels aber auch die Einladung zu einem Mitternachtssekt in der Lobby, einer Kutsch- oder Bootsfahrt mit anderen Hotelgästen oder einem besonderen Event in der Umgebung. Hier geht es ebenso wenig darum, dass sich die Hoteliers in Unkosten stürzen. Doch gerade ein längerer Aufenthalt gewinnt dadurch an Dynamik und die sollte im Urlaub nicht fehlen.
5. Stimmiger Medienmix
Ich mag Fotoalben und -wände, die mir zum Beispiel helfen, etwas über die Geschichte eines traditionsreichen Hotels zu erfahren. Doch gerade in Luxushäusern bietet sich im Jahr 2017 ein gesunder Medienmix an. Mit Virtual oder Augmented Reality lässt sich heutzutage besonders schön eine Reise in die Hotelvergangenheit gestalten. Ein Tablet auf dem Zimmer kann auch nicht schaden, wenn sich das Hotel technisch zeitgemäß geben möchte. Wenn es noch moderner zugehen soll, können QR-Codes oder Techniken wie RFID oder Beacon eingesetzt werden.
6. Netter Abschied
„Hatten Sie einen schönen Aufenthalt bei uns?“ Diese Frage kennen wir vom Auschecken. Aber eigentlich sollten wir durchgehend das Gefühl haben dürfen, dass sich unsere Gastgeber bemühen, uns zu verwöhnen. Sehr aufmerksame Hotelmitarbeiter wissen beim Abschied, wie es mir während des Aufenthaltes ergangen ist. Sie erkundigen sich, ob mögliche Unannehmlichkeiten schnell genug geklärt wurden, und entschuldigen sich ohne Ausreden, wenn etwas nicht gut lief. Am besten mit einer angemessenen Wiedergutmachung. Ein kleines Abschiedsgeschenk ist ohnehin eine schöne Geste, besonders schön wenn es etwas individualisiert ist. Ein Glas mit der feinsten Pastete macht keinen Sinn für einen Gast, der bei mir im Haus eine Woche lang vegetarisch gegessen hat, oder? Ist alles schon passiert. Klug können auch Geschenk-Gutscheine für den nächsten Aufenthalt sein. Beispielsweise ein Voucher für eine kleine Spa-Behandlung, die man ab einem dreitägigen Aufenthalt einlösen kann.
Fazit: Wohlfühlen bleibt (un)bezahlbar
Können nur große Tourismusketten und Luxushotels alle diese Kriterien erfüllen? Sicher nicht. Zwar müssen die Mitarbeiter besonders geschult werden, um die Gäste wirklich zu verwöhnen. Aber die Erfahrung zeigt, dass auch viele kleinere und selbst günstigere Hotels durch einen aufmerksamen Service und persönliche Herzlichkeit punkten können. Gerade Hotelketten verlieren sich beim Versuch, einheitlich aufzutreten und zu wirtschaften, nicht selten in Anonymität. Sicher ist eine gewisse Investition notwendig, um meine Gäste mit netten Aufmerksamkeiten und kleinen Geschenken stets auf Händen zu tragen. Aber zahlt sich die nicht schnell aus, wenn meine Besucher oft und gerne wiederkommen? Das gilt noch mehr für wahre Herzlichkeit, die sich – wenn überhaupt – nur teilweise in Schulungen einüben lässt. Das ernst gemeinte Interesse an mir als Hotelgast bleibt für mich das Wichtigste. Und obwohl ich dafür gerne etwas mehr bezahle, bleibt das irgendwie unbezahlbar.
About Theo
Theo liebt Marken – große, kleine, aufsteigende, fallende, deutsche, internationale. Bei YouJoy schreibt vor allem über neue Marketing-Trends in Hinblick auf Labels, Shopping, Mode und Travel. Daneben dokumentiert er – mal objektiv, mal subjektiv – in seinen Social Posts, was aktuell auf Facebook, Instagram und Co. los ist. Nicht zuletzt gehören Fitness, Wellness und Luxustourismus zu Theos Lieblingsthemen.
Theo liebt Marken – große, kleine, aufsteigende, fallende, deutsche, internationale. Bei YouJoy schreibt vor allem über neue Marketing-Trends in Hinblick auf Labels, Shopping, Mode und Travel. Daneben dokumentiert er – mal objektiv, mal subjektiv – in seinen Social Posts, was aktuell auf Facebook, Instagram und Co. los ist. Außerdem schreibt Theo über Rapmusik(er/innen).