In der weltweiten Luxuswelt von Mode, Accessoires und Schmuck regieren andere als deutsche Marken. Diesen Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man ständig die Namen Gucci und Chanel in Zeitschriften und Werbekampagnen vor sich sieht. Tatsächlich gibt es in den besagten Branchen auch Topmarken aus Deutschland. Ob diese jedoch noch in deutschem Besitz sind, wissen die wenigsten.
Frankreich als Heimatland von globalen Luxusmarken
Im Bereich der Luxuslabels sind französische Hersteller die Spitzenreiter im internationalen Vergleich. Dies hat auch im Jahr 2016 eine Studie der Markenberater von Interbrand gezeigt. Der weltberühmte Handtaschen-Hersteller Louis Vuitton war demnach im Jahr 2016 unglaubliche 23,58 Milliarden US-Dollar wert sein. Louis Vuitton gehört bekanntlich zu (LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE) – dem Branchenprimus der weltweiten Luxusgüterindustrie, der in 2016 einen Umsatz von stolzen 37,6 Milliarden Euro erreichte. Auch das Unternehmen Hermès, das in Paris seinen Hauptsitz hat, kann sich sehen lassen. Es beeindruckte 2016 mit einem amtlichen Markenwert von 6,18 Milliarden US-Dollar.
Der Marke Gucci ordnete Interbrand einen Markenwert von knappen 9,39 Milliarden US-Dollar zu. Somit muss auch den italienischen Modemeistern Respekt gezollt werden? Grundsätzlich stimmt das natürlich. Gucci stammt an sich aus Italien, der Sattlermeister Guccio Gucci gründete es mit einer kleinen Lederwerkstatt in Florenz. Gucci gehört indes mittlerweile zum französischen Luxusgüter-Giganten Kering, der 1963 von François Pinault gegründet wurde. Hier wird bereits deutlich, wie wichtig der Blick auf die Eigentümer ist, um die Kräfteverhältnisse auf dem globalen Luxusmarkt einschätzen zu können. Das gilt auch und insbesondere für Marken mit deutscher Herkunft.
Deutsche Luxus- und Premiummarken mit ausländischen Besitzern
Deutsche Edelprodukte für das Leben der Reichen und Schönen? Hier denken viele sicher vor allem an die hochwertigen Automarken aus Deutschland. In der Tat schaffen es Mercedes, BMW, Porsche und Co. auch immer wieder auf hohe Plätze in internationalen Marken-Rankings. Wie sieht es aber mit den deutschen Marken für Mode und Lifestyle aus? In der folgenden Aufzählung finden sich deutschstämmige Premium- und Luxusmarken, die inzwischen von ausländischen Unternehmen und Investoren übernommen wurden. Die Liste wird regelmäßig aktualisiert.
Montblanc
Als einer der führenden Hersteller von edlen Schreibutensilien, Uhren, Schmuck und Lederwaren steht Montblanc mit Stammsitz in Hamburg für Luxus made in Germany. Den Anfang der Erfolgsgeschichte schrieb der Ingenieur August Eberstein 1906 in Berlin mit der Herstellung von Füllfederhaltern. Das im Jahr 1908 mit dem Namen Simplo ins Hamburger Handelsregister eingetragene Unternehmen wurde indes 1977 von der britischen Dunhill-Gruppe aufgekauft. Seit 1993 bis heute gehört Montblanc zum Schweizer Richemont-Gruppe mit Sitz in Bellevue im Kanton Genf.
MCM
Das berühmte Lorbeerlogo des einstigen Kofferkönigs hat seine Ursprünge in Süddeutschland: MCM steht schließlich für Modern Creation München. Michael Cromer gründete 1976 das Unternehmen, das es schnell zu Weltruhm schaffte. Verschmähte bis in die 1990er kaum ein internationaler Star die cognacfarbenen Lederwaren und insbesondere Trendtaschen aus München, ging MCM mit der Asienkrise 1997 vorerst unter. Nach einigem Hin und Her erwarb die Koreanerin Sung-Joo Kim in 2005 die Firma und verlieh dem Label mit Designern wie Michael Michalsky neues Leben. Ihren Firmensitz hat die wieder international bekannte und beliebte Luxusmarke in Form der MCM Products AG heute in Zürich.
Jil Sander
Vergleichsweise jung ist das Modeunternehmen Jil Sander, das im Jahr 1968 von der gleichnamigen Modeschöpferin aus Hamburg gegründet wurde. Die Marke feierte nach einigen Krisen und Umbrüchen in den 1990er-Jahren internationale Erfolge. Doch nach dem Verkauf des Unternehmens im Jahr 1999 an Prada und dem Abschied der Gründerin wenig später kriselte es wieder. Der britische Finanzinvestor Change Capital Partners übernahm das Unternehmen Jil Sander in 2006, bevor es in 2009 der japanische Modekonzern Onward Holdings aufkaufte. Das Modeunternehmen mit deutschen Wurzeln ist bis heute in japanischem Besitz, hat jedoch seinen Hauptsitz in Mailand.
Rimowa
Der Kofferhersteller Rimowa ist (noch) nicht unbedingt glamourös, aber dennoch ein deutsches Premiumprodukt mit entsprechenden Preisen und internationaler Bekanntheit. Die Marke geht namentlich zurück auf den Sohn des Firmengründers, abgekürzt Ri-chard Mo-rszeck Wa-renzeichen. Ihre Wurzeln hat die Firma in der seit 1898 geführten Sattlerei Görtz & Morszeck aus Köln. Während der Hauptsitz vom heutigen Rimowa noch immer in Köln angesiedelt ist, kommt der aktuelle Besitzer nicht mehr aus Deutschland. Rimowa war im Jahr 2016 das erste deutsche Unternehmen, in das der oben erwähnte LVMH-Konzern investierte. So wurden 80 Prozent des deutschen Traditionsunternehmens von den Franzosen übernommen.
Escada
Lichtjahre weit entfernt von den Umsätzen der französischen Luxusunternehmen ist mittlerweile Escada. Das Label darf in dieser Liste aufgrund der deutschen Ursprünge und zwischenzeitlichen Welterfolge hingegen nicht fehlen. Escada wurde einst als „die deutsche Luxus-Damen-Modemarke“ gefeiert. 1978 vom schwedisch-deutschen Ehepaar Margaretha und Wolfgang Ley gründet, etablierten sich die Marke auf den roten Teppichen der Welt. Nach großen Erfolgen bis in die 1990er übernahm sich das Unternehmen aus Aschheim bei München jedoch mit Expansionen und Investitionen, sodass 2009 die Insolvenz unvermeidbar wurde. Heute gehört Escada einer Investmentgesellschaft von Megha Mittal, Schwiegertochter des indischen Milliardenunternehmers Lakshmi Mittal. Noch immer ist das Modeunternehmen krisengeplagt, der einstige Ruhm scheint größtenteils verloren.
Fazit: Fluch oder Segen aus dem Ausland?
Es gibt im Luxus- und Premiumbereich durchaus Mode, Accessoires und Schmuck aus Deutschland, die auch international eine Rolle spielen. Noch nicht genannt, da weiterhin in deutschem Besitz, wurden beispielsweise Unternehmen wie Hugo Boss und A. Lange & Söhne. Nicht zu vergessen sind zudem Marken wie Iris von Arnim und Etienne Aigner, die nur bestimmte Nischen bedienen. Das gilt auch für einige trendige Nachwuchsdesigner und Marken im mittelhohen Preissegment.
Einige der großen deutschen Namen sind inzwischen jedoch verkauft worden. Interessant ist hier freilich noch die Frage, inwiefern ausländische Besitzer und Investoren deutschen Luxus- und Premiummarken guttun. Im Falle von Rimowa lässt sich schon jetzt vermuten, dass die LVMH-Zugehörigkeit der Marke zu mehr Glanz und Internationalität verhelfen kann. Das Label Jil Sander hat durch die verschiedenen Besitzer eher an Orientierung verloren, wenngleich Raf Simons von 2005 bis 2012 als Kreativdirektor in Modefragen wieder Zuspruch aus der Branche erhielt. Bei Escada hat das Kapital aus Indien dem Unternehmen fraglos das Überleben gesichert. Die langfristige Rettung scheint dadurch aber noch nicht garantiert zu sein.