Überall werden aktuell kurvige Frauen angesprochen, die Mode in großen Größen kaufen. Ob im TV, auf Instagram oder in Fashion-Zeitschriften – rund um die Uhr wird Bekleidung für jede Gewichtsklasse gefeiert. Ich habe mich gefragt, ob das wirklich eine so gute Idee ist und eine kleine Recherche zum Thema durchgeführt.
Auf der Fashion Week in London fand in diesem Jahr erstmals ein Walk für kurvige Models statt. Insgesamt sah man in 2017 häufiger, dass auf den Laufstegen nicht nur überschlanke Frauen, sondern auch fülligere Models unterwegs waren. Bekannte Labels wie Michael Kors machen beim Trend mit, aber auch Pluse-Size-Marken wie Torrid präsentierten ihre Kollektionen auf der Fashion Week in New York.
Gerade bei den Modemarken, die seit Jahrzehnten den Magerwahn gefördert haben, fragt man sich allerdings, woher der plötzliche Sinneswandel kommt. Verstehen sie große Größen überhaupt? Hier darf man durchaus Zweifel haben. Wir erinnern uns noch an das Jahr 2014, als Calvin Klein stolz Myla Dalbesio als erstes Plus-Size-Model bei sich präsentierte. Viele fragten sich, wo denn da genau das Plus sein sollte. Versuchen die etablierten Marken hier nicht nur verzweifelt, auf den lukrativen und imagefördernden Fashion-Zug aufzuspringen?
Wachsende Kundschaft für große Größen in Deutschland
Aktuelle Studien zeigen, dass in Deutschland rund 74 Prozent aller Männer am Ende ihres Berufslebens übergewichtig sind, bei den Frauen in dieser Lebensphase ist mit rund 56 Prozent immerhin mehr als die Hälfte zu schwer. Eine weitere Erhebung ergab, dass sich jeder zweite Deutsche zwischen 18 und 49 Jahren für übergewichtig hält. Insgesamt gilt die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland als mindestens leicht, fast ein Viertel sogar als krankhaft übergewichtig. Auch die junge Generation ist davon betroffen. Rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen wird als übergewichtig, sechs Prozent als stark übergewichtig beschrieben.
Da diese Tendenz weiter steigt, wächst natürlich auch der Markt für große Mode. Dies hat beispielsweise das Unternehmen Ulla Popken frühzeitig erkannt. Ursprünglich für Umstandsmode gedacht, verkaufte Ulla Popken ab den 1980ern verstärkt an alle Frauen, die bei den damals branchenüblichen Maßen nicht fündig wurden. Mittlerweile vermarkten zahlreiche Modekonzerne neben den Standardkollektionen auch große Größen, darunter H&M, Zalando und Asos. Die Bezeichnungen haben sich in den Jahren gewandelt – und sorgen noch immer für Stirnrunzeln.
Wie rund ist auch gesund? Herausforderung Maßhalten…
Was vor ein paar Jahren noch „Mode für Mollige“ hieß, nennt sich jetzt in coolem Denglisch „Curvy Mode“. Es werden Curvy Supermodels gesucht, Miss und Mister PlusSize Germany gewählt und große Größen als Meilensteine gefeiert. In mancher Werbebotschaft wird sogar suggeriert, dass Plus-Mode erst wirklich Spaß macht – sind zum Beispiel kleinere Größen weniger „happy“ als die großen von „Happy Size“? Hier bin ich etwas stutzig geworden.
Ich bin absolut keine Freundin von Magermode – die kann tatsächlich nicht viel Spaß machen, wenn alle Beteiligten sich erst dorthin hungern müssen. Doch bei aller Freude über mehr Toleranz: Viel zu viele Kilos sind genauso wie viel zu wenige nicht wirklich gesundheitsfördernd. Die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch einen ungesunden Lebensstil und Übergewicht entstehen, sind weltweit enorm. Nicht falsch verstehen! Ich finde es wunderbar, dass alle Gewichtsklassen sowohl durch die Modeproduktion als auch in der Werbung angesprochen werden. Das ist definitiv ein Fortschritt und hoffentlich ein Trend, der dazu beiträgt, dass die Fashion-Branche irgendwann keine Models mehr zum Abmagern anstachelt.
Ich finde nur das Pendeln zwischen Extremen etwas fragwürdig – vor allem wenn eben die einstigen Mager-Macher plötzlich Rundungen ganz schön und trendy finden. Denn die wahre Motivation ist hier sicherlich häufig nur der Profit. Und nicht die Überzeugung, dass Normal- oder Übergewichtige sich auch schön und wohlfühlen sollen. Das hätten die Modekonzerne nämlich schon vor Jahrzehnten einsehen können.
Wie wird sich der Trend weiterentwickeln?
Ich werde das Curvy-Phänomen als Frau in der gesunden Mitte zwischen Zero und Plus jedenfalls sehr gespannt weiterverfolgen. Wann werden auch die neuen Trend-Begriffe ausgelutscht sein? Wird sich dadurch auch langfristig ein Umdenken in der Model-Szene erreichen lassen? Jetzt bin ich aber erst einmal gespannt, wie ihr die Thematik einschätzt! Bitte lasst mir doch einen Kommentar da.
Bildquellen: Instagram & Pexels / Bokang Ratsuba
Marie hat sich schon im Studium mit Mode und Konsum befasst. Für YouJoy testet sie unter anderem Produkte aus den Bereichen Beauty und Ernährung. Darüber hinaus berichtet Marie über beliebte Urlaubsziele, Hotels und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.