Der Minimalismus gilt als wachsender Trend. Das Interesse am minimalistischen Lebensstil und dessen psychologischer Wirkung ist in den vergangenen Jahren enorm angestiegen. Doch wie genau wirkt sich der Minimalismus auf unsere Psyche aus und kann dieser Lebensstil das Wohlbefinden verstärken? Minimalismus-Psychologie – die Auswirkungen auf das Leben und Wohlbefinden.
Minimalismus-Leben als allgegenwärtiger Trend
Einen kurzen Überblick zum Thema Minimalismus lieferte bereits der Beitrag „Minimalismus leben – Bedeutung und Was braucht man wirklich-Liste“. Nun wollen wir uns auf seine psychologischen Aspekte konzentrieren. Was macht die Minimalismus-Psychologie aus?
Hierbei ist es wichtig zu betonen, dass ein minimalistischer Lebensstil allgegenwärtig ist. So sind beispielsweise Tiny-Häuser nichts Unbekanntes mehr. Das Interesse an diesem Lebensstil hat in den letzten Jahren immer wieder zugenommen.
Warum der Minimalismus weiter an Bedeutung gewinnt
Dies könnte daran liegen, dass dem Minimalismus vermehrt Beachtung geschenkt wird und das Thema in Büchern, Blogbeiträgen oder auch Dokumentarfilmen behandelt wird.
Der Minimalismus gewinnt also an Popularität – neu ist er jedoch nicht. Seine Wurzeln finden sich in kulturellen und philosophischen Traditionen, wie z.B. dem Zen-Buddhismus wieder und haben mittlerweile auch die westliche Welt erreicht.
Während wir den minimalistischen Lebensstil als Reduktion auf das Wesentliche oder den Verzicht auf Überflüssiges wahrnehmen, liefert der Zen-Buddhismus einen weiteren Aspekt.
Minimalismus leben – Bedeutung und Was braucht man wirklich-Liste
Minimalistischer Ursprünge im Zen-Buddhismus
Der Zen-Buddhismus ist weniger eine Ideologie als vielmehr eine Lebensweise, die tiefe Weisheit und Mitgefühl verkörpert. Während Mönche häufig einem strikteren Lebensstil folgen, sind auch diejenigen, die sich dem Zen-Buddhismus verbunden fühlen, von ähnlichen Praktiken beeinflusst.
Für beide Gruppen steht die tägliche Erfahrung von Weisheit und Mitgefühl im Mittelpunkt, durch die sie die Einheit aller Dinge und Ereignisse erkennen. Dies bedeutet, dass jedem Wesen und jedem Ereignis mit einem gleichmütigen Mitgefühl begegnet wird, was zu einem tiefen Verständnis der Einheit führt.
Akzeptanz und Hingabe an das Hier und Jetzt
Diese Lebensweise manifestiert sich in der Akzeptanz und Hingabe an das Hier und Jetzt, wo alles mit einem einfühlsamen Geist betrachtet wird. Dadurch entsteht auch die Vorliebe für das Notwendige, eine Form des Minimalismus, die auch in der japanischen Ästhetik zu finden ist.
Dieser minimalistische Ansatz zeigt sich beispielsweise in der Kleidung, wobei Mönche traditionell Roben tragen, oder der Ernährung. Obwohl es im Zen-Buddhismus keine strikten Regeln für die Ernährung gibt, entscheiden sich viele buddhistische Zen-Mönche innerhalb eines Klosters für eine vegetarische Lebensweise.
Minimalismus-Psychologie – Auswirkungen auf das Leben
Minimalistisch leben, stellt viele Menschen vor ungeahnte Herausforderungen. Hierbei geht es schließlich auch nicht um eine Modeerscheinung, sondern um eine Lebensphilosophie.
Diese zielt vor allem darauf ab, seinem inneren Wesen und den wahren Bedürfnissen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Tiefe Wahrheit über das eigene Selbst
Ein Minimalismus-Leben kann eine tiefe Wahrheit über das eigene Selbst und die menschliche Natur offenbaren. Dies erfordert jedoch Einsicht, wo es am meisten weh tut. Eine Herausforderung, der sich nur wenige Personen wirklich stellen möchten.
Wird die Herausforderung jedoch angenommen, kann die betreffende Person sich auf eine ganz neue Art und Weise kennenlernen und eine Form des Glücks erfahren, wie sie nur wenigen vergönnt ist.
Minimalismus-Psychologie – vermeintliche Abhängigkeit als Falle
Das Ausmisten ist ein wesentlicher Bestandteil des Minimalismus und stellt gleichzeitig die erste Hürde dar. Aber warum ist das so?
Wir alle neigen dazu, Dinge zu sammeln. Doch kaufen wir sie nicht nur, sondern bauen vielmehr eine emotionale Bindung zu ihnen auf. Dies betrifft jedoch nicht nur materielle Dinge oder Statussymbole.
Auch an Erinnerungen und Vorstellungen der eigenen Person klammern wir uns auf emotionale Art und Weise. Im Buddhismus wird diese gedachte Abhängigkeit, welche wir selbst schaffen, als eine der Hauptursachen für Leid angesehen.
Einflüsse der Harmonielehre Feng Shui
Die Harmonielehre Feng Shui hinterfragt ebenfalls bewusst, welchen Einfluss unser Lebensraum auf unsere körperliche und psychische Gesundheit hat. Hierbei wird stets auf eine wichtige Weisheit eingegangen: „Alles, was du seit einem Jahr nicht mehr genutzt hast, brauchst du nicht. Trenne dich davon!“ – leichter gesagt, als getan.
Minimalismus-Psychologie – mehr Mut zur Lücke
Wie eben beschrieben, fällt es uns sehr schwer, sich von Dingen zu trennen. Das liegt daran, dass wir Bedeutung in diese Dinge hineininterpretieren. Wir erhoffen uns etwas von ihnen. Das emotionale Anhaften an Dingen soll nämlich eine Lücke in unserem Sein füllen.
Versuche einmal dich selbst zu fragen, was dir fehlt und was die Dinge um dich herum füllen sollen. Fühlst du dich einsam, bedeutungslos oder auch traurig?
Irrwege, um Lücken falsch zu füllen
Personen, die solche Gefühle hegen, sind häufig anfällig für eine Falle. Sie reden sich ein, dass sie mit dem Kauf eines bestimmten Gegenstandes jemand sind oder dazu gehören und die innere Lücke füllen können. Dies ist jedoch ein Irrtum.
Beim Minimalismus-Leben geht es allerdings nicht darum, auf schöne Dinge zu verzichten. Vielmehr bedarf es der Gewissheit, ob wir uns selbst etwas vorlügen. Ziel ist es daher, herauszufinden, ob wir einem Irrtum unterliegen, wenn wir uns mit bestimmten Dingen identifizieren.
Innere Erfüllung bei äußerer Reduktion
Ein Minimalismus-Leben bedeutet zu erkennen, dass Erfüllung nicht außerhalb von der eigenen Person gefunden werden kann.
Wer sich der Herausforderung stellt, ausmistet und sich von Dingen befreit, wird feststellen, dass viele Dinge emotional verknüpft werden. Auf diese Weise erhalten wir die Chance zu erfahren, dass „Haben“ und „Sein“ nichts miteinander zu tun haben. Was wir besitzen, sagt nichts darüber aus, wer wir sind.
Nachhaltigkeit im Kleiderschrank – Modekonsum zwischen Leid und Leidenschaft
Minimalismus-Psychologie und die Konsumgesellschaft
Das Leben innerhalb einer Konsumgesellschaft mit Werbung, die manipulativ wirken kann, verspricht uns häufig das Gegenteil. Dennoch gibt uns eine neue Uhr keine Bedeutung. Sie sorgt auch nicht für Zugehörigkeit oder Liebe.
Dies sind Gefühle, die wir nur selbst auslösen können. Die innere Lücke kann nur von uns selbst gefüllt werden, indem wir die Verbundenheit zu uns selbst wiedererlangen. Daher sollten wir uns selbst auf die Schliche kommen und uns hinterfragen.
Wieso misten viele beispielsweise keine Kleidung aus, die ihnen nicht mehr passen? Als Beweis dafür, dass es eine Zeit gab, in der die Person schlank war? Aber wer sind wir, wenn wir beweisen können, dass wir schlank waren? Bessere Menschen? – Mit Sicherheit nicht! Wir brauchen nicht beweisen, dass gute Menschen sind. Es ist die innere Überzeugung, die uns zu solchen macht.
Minimalismus-Leben für mehr Wohlbefinden
Da der Minimalismus einige Herausforderungen mit sich bringt, stellt sich natürlich die Frage, ob sich die Strapazen auch lohnen. In einer Welt, die von Konsum und Leistungsdruck dominiert wird, wirkt das Streben nach Einfachheit zunehmend attraktiver. Aber kann dieser Lebensstil das Wohlbefinden nachhaltig steigern?
Minimalismus steht im klaren Gegensatz zum übermäßigen Konsum und Wachstumsdrang unserer Gesellschaft. Minimalist:innen stellen sich bewusst die Frage, ob sie wirklich mehr brauchen und ob der ständige Konsum im Überfluss notwendig für das Glück ist. Studien legen nahe, dass ein einfaches Leben tatsächlich zu mehr Zufriedenheit führt.
Studien enthüllen – und Geld ist eben doch ein Thema
Das Journal of Positive Psychology veröffentlichte eine Meta-Analyse zum Thema Minimalismus und Wohlbefinden. Die Ergebnisse zeigten, dass über 80 Prozent der Studien eine positive Verbindung zwischen einem bewusst einfachen Lebensstil und erhöhtem Wohlbefinden feststellten. Sowohl quantitative als auch qualitative Untersuchungen bestätigten diese These.
Forschende vermuten, dass Menschen, die Minimalismus praktizieren, besser in der Lage sind, ihre Konsumgewohnheiten zu kontrollieren. Sie setzen sich bewusster mit ihren psychologischen Bedürfnissen, wie Unabhängigkeit und Kompetenz auseinander.
Verbindung zwischen Minimalismus und Lebenszufriedenheit
Allerdings zeigt die Forschung auch, dass diese Verbindung zwischen einem Minimalismus-Leben und Lebenszufriedenheit hauptsächlich bei Personen mit niedrigem Einkommen zu finden ist.
Personen mit höherem Einkommen empfinden nicht unbedingt mehr Zufriedenheit durch einen minimalistischen Lebensstil. Möglicherweise liegt das daran, dass sie sich schneller an einen bestimmten Lebensstandard gewöhnen und es schwerer haben, mit weniger zufrieden zu sein.
Minimalismus-Psychologie in der Zusammenfassung
Ein Minimalismus-Leben bedeutet nicht unbedingt, dass wir in einer Waldhütte leben oder nur noch über eine Handvoll Besitztümer verfügen. Vielmehr geht es darum, die eigenen Beweggründe zu hinterfragen. Wenn es um Entscheidungen wie eine größere Wohnung oder eine neue Uhr geht, sollten wir uns fragen, welche Bedürfnisse dahinterstecken.
Häufig wird uns suggeriert, dass wir durch bestimmte Besitztümer Aspekte wie Glück oder Zugehörigkeit finden. Doch die innere Lücke können wir nur durch unsere eigenen Überzeugungen schließen. Minimalistisch leben, bedeutet auch überflüssiges Gepäck abzuwerfen. Dies kann durchaus der erste Schritt zu erhöhtem Wohlbefinden sein. Was jedoch wirklich zählt, das sind Werte wie Gesundheit, Vitalität und menschliche Beziehungen. Hier liegt das wahre Glück auf dem Weg zum inneren Selbst.
Wie sieht es in deinem Leben aus? Nutzt du bereits die Vorteile der Minimalismus-Psychologie? Wünschst du dir, durch Reduktion mehr innere Zufriedenheit zu erreichen? Kommentiere gerne direkt unten.
Artikelbild: Emile Seguin / Unsplash; Keywords: Minimalismus-Psychologie
Steffi ist Marketingexpertin und leidenschaftliche Bloggerin. Auf YouJoy schreibt sie über Themen der Nachhaltigkeit und Gesundheit wie auch über gesellschaftliche Fragestellungen.