Ein nachhaltiger Kleiderschrank muss kompliziert und teuer sein? Keineswegs! Mit wenigen Schritten und Checks können wir alle sicherstellen, dass sich bei uns zuhause und damit auch in der Modebranche mehr nachhaltiges Verhalten durchsetzt. Wie das geht? Nachhaltiger Kleiderschrank – das sind die besten Tipps, um Qualität von Kleidung zu erkennen.
Im ersten Teil der Artikelreihe haben wir einen Blick hinter die Kulissen der schön schillernden Modewelt geworfen und dabei einige Missstände aufgedeckt. Im zweiten Teil wollen wir uns nun anschauen, was sich verändern kann und welchen Teil wir als Konsumenten dazu beitragen können.
Nachhaltiger Kleiderschrank – jeder Kassenbon ein Stimmzettel
Verändern sollte sich sowohl das Handeln der Hersteller als auch das Verhalten der Konsument:innen. Ein Grundprinzip der freien Marktwirtschaft ist die Regelung des Marktes durch Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage entscheidet langfristig über das Angebot.
Wenn wir als Konsumenten also weiterhin billige Mode kaufen, die wir nach wenigem Tragen wegwerfen, so suggerieren wir den Herstellern, dass wir das Angebot an qualitativ schlechter Kleidung in Ordnung finden. Der Preis ist klein, die Qualität schlecht, wir kaufen also ständig neue Sachen und die Hersteller machen stetig Gewinn.
Wir können die Industrie maßgeblich verändern!
Würden wir stattdessen hochwertige und qualitativ gute Kleidung kaufen, dann würden die Hersteller feststellen, dass der Kunde bereit ist für gute Qualität auch einen höheren Preis zu bezahlen.
Sie würden also ihr Angebot an die Nachfrage anpassen, die Qualität verbessern und die Preise entsprechend erhöhen. Wir würden weniger kaufen, hätten aber länger Freude an der Kleidung und unsere Kosten bzw. der Gewinn der Hersteller wären unterm Strich vermutlich gleich.
Mit jedem Einkauf können wir mitbestimmen
Jeder Kauf ist wie die Stimmabgabe bei einer Wahl. Wir als Konsumenten wählen, welches Angebot wir auf dem Markt tolerieren. Natürlich müssen die Hersteller dann den nächsten Schritt gehen und die Nachfrage bedienen, indem sie weniger produzieren, dafür aber ressourcenschonender, fairer und qualitativ hochwertiger.
Den ersten Schritt muss jedoch der Konsument gehen, denn solange das Geschäft mit billiger Mode für die Hersteller funktioniert, werden sie wohl kaum etwas daran ändern.
Nachhaltiger Kleiderschrank = weniger kaufen, gut auswählen und bewahren
Getreu diesem Motto der britischen Designerin Vivienne Westwood liegt es an uns Konsumenten, unserer Kleidung wieder die nötige Wertschätzung entgegenzubringen.
Dies beginnt bei der Kaufentscheidung und zieht sich dann über den gesamten Lebenszyklus unserer Kleidungsstücke. Wenn wir auf unsere Kleidung aufpassen und sie richtig gemäß den Herstellerangaben pflegen, haben wir lange Freude daran. Sollte doch mal etwas kaputtgehen, lohnt sich der Weg zum Schneider, denn oftmals lassen sich kleinere Schäden einfach wieder ausbessern.
Von Anfang an auf Langfristigkeit setzen
Generell gilt: Das umweltfreundlichste Kleidungsstück ist das, welches möglichst lange getragen wird. Bereits bei der Kaufentscheidung können wir auf den Lebenszyklus, also die Tragedauer eines Kleidungsstückes Einfluss nehmen, indem wir auf Qualität, unseren eigenen Stil und korrekte Passform achten.
Tipps, um gute Qualität von Kleidung zu erkennen
Entscheidend für eine gute Qualität ist nicht unbedingt immer der Preis eines Kleidungsstückes. Bei großen Marken zahlt man oft nur für den Namen und nicht für die herausragende Qualität und Verarbeitung. Wenn man ein Kleidungsstück jedoch genauer unter die Lupe nimmt, lässt sich gute Qualität recht einfach erkennen.
3 Anzeichen für gute Qualität von Kleidung
- Nähte sind sauber verarbeitet, sie sind gerade und es stehen keine Fäden ab.
- Muster treffen an Nahtübergängen zusammen, z.B. Streifen sind an der Seitennaht passend.
- Faserzusammensetzung (laut Etikett) besteht aus maximal 2 Fasern, z.B. Baumwolle und Elasthan.
Faserzusammensetzung extrem wichtig
Gerade bei der Faserzusammensetzung lässt sich die Qualität eines Kleidungsstückes ablesen. Natürliche Fasern wie Baumwolle, Wolle, Leinen oder Seide sind im Einkauf teurer als synthetische Fasern wie z.B. Polyester, Polyamid oder Polyacryl.
Daher werden hochwertige Fasern gerne mit minderwertigen gemischt, um den Preis des Kleidungsstückes möglichst gering zu halten. So kann der beworbene „Wollpullover“ durchaus nur mit 20% Wollanteil daherkommen, während die anderen 80% aus Polyacryl bestehen.
Natürlichkeit von Kleidung immer empfehlenswert
Natürliche Fasern sorgen für ein besseres Tragegefühl als synthetische
Fasern, wir tragen das Kleidungsstück also lieber und haben länger Freude an einem wärmenden Pullover aus reiner Wolle statt an einem Pullover aus einer Wollmischung, der möglicherweise kratzt, nicht richtig warm hält und dazu auch noch die Haare fliegen lässt.
Mode passend zum eigenen Stil
Mal ehrlich, wir alle haben Lieblingsstücke in unserem Kleiderschrank, die wir rauf und runter tragen könnten. Das liegt daran, dass diese Kleidungsstücke uns ein gutes Gefühl geben: Wir fühlen uns darin wohl, weil sie uns gut passen, gut stehen und sich wahrscheinlich mit vielen anderen unserer Kleidungsstücke kombinieren lassen.
Kleiderschrank voller Lieblingsstücke?
Wäre es nicht schön, wenn unser Kleiderschrank voll mit solchen Lieblingsstücken wäre? Um das zu erreichen, sollten wir unseren eigenen Stil kennen und diesem nähern wir uns an, wenn wir unsere Lieblingsstücke genauer unter die Lupe nehmen: Sind sie eher sportlich oder elegant, handelt es sich um knallige oder eher gedeckte Farben?
Anprobe vermeidet Fehlkäufe
Zu guter Letzt ist aber natürlich auch die Passform ein wichtiges Kriterium dafür, ob wir ein Kleidungsstück möglichst lange anziehen. Daher ist eine Anprobe unerlässlich, um sicherzustellen, dass man sich in einem Kleidungsstück wohlfühlt. Nur so können Fehlkäufe vermieden werden.
Bestandsaufnahme im nachhaltigen Kleiderschrank
Ein nachhaltiger Kleiderschrank muss als gar nicht so schwer sein. Im dritten und letzten Teil dieser Artikelreihe machen wir eine Bestandsaufnahme unseres Kleiderschranks und finden heraus, was unsere Lieblingsteile sind.
Wir nähern uns außerdem dem Begriff „Capsule Wardrobe“ und finden heraus, mit welchen Must-haves wir unsere eigene Capsule Wardrobe zusammenstellen können. Zudem zeigen wir neuartige, zukunftsweisende Konsummodelle auf – sozusagen Fashion next level. Seid gespannt!
Nachhaltiger Kleiderschrank – eure Tipps?
Jetzt interessiert uns aber auch eure Herangehensweise. Wie stellt ihr sicher, dass ihr nur wichtige und richtige Teile im Schrank habt? Habt ihr weitere Tipps für den nachhaltigen Kleiderschrank?
Artikelbild: Unsplash / Alyssa Strohmann
Als gelernte Schneiderin und studierte Textilbetriebswirtin blickt Anna-Lena im Berufsleben täglich hinter die Kulissen des Modebusiness. Ihr Fokus liegt dabei stets auf Nachhaltigkeit. Bei YouJoy ist sie die Expertin für Modebranchen-Insights, aufstrebende Labels aus der Green-Fashion-Szene, Naturkosmetik und vegane Ernährung.