Nachhaltigkeit – ein Wort, das uns heutzutage in den unterschiedlichsten Lebensbereichen begegnet. Ausgelöst wurde dieser Trend durch die Erkenntnis, dass sich das weltweite Konsumverhalten ändern muss, um die Erde langfristig zu erhalten. Das gilt natürlich auch und insbesondere für die Bekleidungsindustrie.
Während viele auf die großen Modekonzerne schimpfen, geht ein nachhaltiger Umgang mit Kleidung eigentlich bei uns selbst los. Den meisten Menschen ist der Trend zur Nachhaltigkeit zuerst in der Lebensmittelbranche aufgefallen. Bio-Geschäfte eröffneten in jeder Stadt und etablierte Supermärkte führten neue Produktlinien ein. Nach dem Einsturz des „Rana Plaza“-Gebäudes in Bangladesch, in dem größtenteils Textilfirmen ansässig waren, hat sich der Nachhaltigkeitstrend auch in der Modebranche ausgeweitet. Bei dem Unfall im Jahr 2013 kamen 1.138 Menschen ums Leben und etwa 2.500 wurden verletzt. Die Nachfrage nach biologischen oder recycelten Materialien sowie nach der Herkunft der Rohstoffe und Produkte wächst. Kunden wollen mehr über die Hintergründe ihrer Kleidung wissen.
(Fehlende) Nachhaltigkeit in der Modebranche
Nachhaltigkeit in der Modebranche kann sich – wie in allen anderen Bereichen auch – auf mehrere Faktoren beziehen. In Bezug auf die Umwelt hat die Textilindustrie besonders große Verantwortung. Erschreckenderweise ist die Textilbranche die Industrie, die – nach der Ölindustrie – die größte Umweltbelastung darstellt. Kleidung ist damit für 3% der weltweiten CO2-Emission verantwortlich. Beginnend bei dem Anbau der Rohmaterialien wie zum Beispiel Baumwolle, über die Färbung der Materialien, die Produktion der Garne, Stoffe und des fertigen Produktes, bis hin zur Auslieferung. Bei jedem einzelnen dieser Schritte sollte auf Nachhaltigkeit geachtet werden. Doch wie ist das möglich, bei stetig sinkenden Verkaufspreisen?
Das weltweit beliebte Modell von „Fast Fashion“ hat das Konsumverhalten grundlegend verändert. Es gibt kaum noch die klassischen Saisons, Frühjahr und Sommer sowie Herbst und Winter. Mittlerweile bringen einige Unternehmen wöchentlich neue Kollektionen heraus, zu besonders niedrigen Preisen – und das, obwohl die Kosten für die Produktion in den letzten Jahren nicht gesunken sind, sondern, im Gegenteil, gestiegen sind. Dies hat zudem Auswirkungen auf den Faktor Personal, denn die Unternehmen fühlen sich gezwungen, ihre Produktionen in andere Länder zu verlegen, in denen die Kosten niedrig sind. Schlechtere Arbeitsbedingungen, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und niedrige Löhne sind häufig die Folge. Heutzutage werden 97% unserer Kleidung im Ausland produziert, denn es muss an allen Ecken gespart werden, um Kleidungsstücke für nur wenige Euros verkaufen zu können.
(Fehlende) Nachhaltigkeit im Konsumentenverhalten
Das Konsumverhalten hat sich auch insofern geändert, als es heutzutage zum Alltag dazu gehört, sich ständig neue Kleidung zu kaufen, während das vor nur wenigen Jahren noch sehr besonders war. Die Hemmung sinkt, Kleidungsstücke kurz nach dem Erwerb zu entsorgen, und zudem halten die Produkte wegen der sinkenden Qualitätsansprüche nicht sehr lange. 150 Milliarden Kleidungsstücke werden jährlich ausgeliefert, davon werden alleine in Amerika 14 Millionen Tonnen an Kleidung pro Jahr weggeworfen, das entspricht 36 Kilogramm pro Person. Leider werden diese entsorgten Kleidungsstücke größtenteils nicht einmal recycelt, denn 84% davon landen direkt auf der Müllhalde oder in der Müllverbrennung.
Ein nachhaltiges Konsumverhalten ist zwar komplex, da die Zusammenhänge und die Vorgeschichte der Produkte oft nicht einsehbar für den Endkunden sind. Doch vielleicht würde es schon helfen, wenn sich jeder ein paar mehr Gedanken beim Einkaufen macht. Unter welchen Bedingungen muss ein T-Shirt hergestellt sein, wenn es für nur 2 € verkauft wird? Muss ich wirklich mehrmals in der Woche neue Kleidungsstücke kaufen? Was möchte ich mit meiner Kleidungswahl überhaupt ausdrücken? Nachhaltigkeit kann bei uns allen beginnen. Jeden Tag aufs Neue.
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About Jana
Mode fasziniert Jana schon ihr ganzes Leben lang. Nachdem sie in Deutschland Modemanagement studiert hat, lebt sie nun in Italien, um das Fach im Masterstudiengang zu vertiefen. Die Entstehung und Entwicklung von Trends, sowie Modefotografie und die Haute Couture begeistern Jana besonders. Darüber schreibt sie auch regelmäßig bei YouJoy